Eröffnung „Dear Darkness“ Michael Fuchs Galerie

02. Juli – 29. August 2015 Eröffnung Donnerstag 02. Juli 18.00 – 21.00 Uhr Michael Fuchs Galerie, Auguststraße 11 – 13, 10117 Berlin, T + 49 30 2200 2550, www.michaelfuchsgalerie.com

Maxime Ballesteros Marc Bijl Olivia Berckemeyer Tjorg Douglas Beer Amir Fattal Rayk Goetze Andreas Golder Gregor Hildebrandt Alana Lake Berit Mücke Jana Müller Christoph Girardet & Matthias Müller Susanne Schuricht Noé Sendas Carolein Smit

Dear Darkness geht den Freuden und Versuchungen auf der Dunklen Seite des Lebens nach und zeigt ihre Schönheit. Gleich der „Darkside of the moon“ befindet sich dieser Lebensbereich auf der Rückseite von Vernunft, Aufklärung und Helligkeit, durchdringt diese aber untrennbar. Sowohl inhaltlich als auch formal werden Positionen vereint, die sich der Dunkelheit, der Nacht, dem Schatten und den diversen Spielarten im Zwielicht und Verborgenen widmen. Dabei fungieren die Arbeiten oft als eine Art von emotionalem Katalysator oder als eine subversive Reflexion, ja als ein Gegenentwurf zu der aufgeklärten, vollinformierten und funktionellen Lebensart unserer Tage. Die Dunkelheit beginnt da, wo die Dinge nicht mehr klar zu unterscheiden sind, die Liebe zu ihr mit dem Genuss gerade dieser Konfusion. Die inhaltlichen Schwerpunkte liegen auf den schillernden Facetten von Club-Kultur und Nachtleben. Im Zentrum dieser Bewegungen steht der Körper in seinem Treiben zwischen Lust, Schmerz und Gewalt, kurz: in der exzessiven Verschwendung von Lebenspotential. Gruppendynamiken mit ihren eigenen Ritualen und Codes verstärken den Sog. Unter dem angloamerikanischen Begriff des „Dark Glam“, lassen sich vielleicht die bewusste, kollektive Ritualisierung und Stilisierung eines Außenseiterdaseins hin zu einer „abseitigen“ Schönheit am Besten bezeichnen. Verbunden sind diese äußerlichen Aspekte mit seelischen Schattenseiten wie einer grundsätzlichen Skepsis gegenüber der aufgeklärten Weltsicht, gefolgt von Melancholie und Sucht; aber auch und vor allem mit einer Weltflucht nach vorn: hinein in selbst-etablierte Freiheit, Befriedigung und Geborgenheit. Die „Seele“ hält wieder Einzug in die so subjektivierte Gegenwart, Formen einer zeitgenössischen, schwarzen Romantik unterwandern die Gesellschaft. Musik bildet hierbei ein endloses, dunkel-schimmerndes Auffangbecken dieses „Getragenseins“ im Grenzbereich. Sie ist auch entscheidender Leitpfaden und Inspiration für diese Ausstellung. „Dear Darkness“ ist ein Song von PJ Harvey aus dem Jahre 2007. Dear Darkness ist ein Titel der Trost verspricht. Indem die Auswahl der Werke auch partiell die Rolle des Lichts und seiner Gestalten berücksichtigt, welche die ambivalente Fragenstellung nach Orientierung oder Illusion in der Dunkelheit aufwerfen, ergänzt sie zudem die Natur der Dinge. Formal betrachtet operieren die Künstler mit den materiellen und visuellen Spezifika der Schattenkultur. Seien es vertraute Oberflächen wie die Patina alter Bronze, Teer, Kohle, Lack oder Samt, Adaptionen typischer Gegenstände wie Neonleuchten, Spiegel, zerbrochenen Glasscheiben, Musiktapes oder visuelle Phänomene wie Blitzlicht, Reflexionen oder Risse, stets erweckt die ausgeprägte Sinnlichkeit bestimmte Erinnerungen im Betrachter. Durch diese favorisierte Ästhetik kreist die Ausstellung um ihr genuines Gravitationszentrum: dem rätselhaften Reiz rauschhafter Dekadenz. Wir alle kennen sie selber nur allzu gut: die oft beunruhigende und gleichsam anziehende Schönheit der Erscheinungen aus dem Reich der Dunkelheit.

Die Ausstellung wurde zusammengestellt von Stephan Köhler für die Michael Fuchs Galerie.